Ich bin zurück in Europa: das fällt mir direkt am Grenzübertritt nach Lettland auf. Denn es gibt keine Passkontrollen. Ich fahre einfach mit dem Rad von Estonia über die Grenze und bin in Lettland. Die Sonne scheint und es ist sehr heiß. Gegen Abend erreiche ich das Küstenstädtchen Saulkrasti. Der Strand ist breit, sauber und sehr gepflegt. Ich genieße mein Abendessen auf der Sonnenterasse eines kleinen Strandrestaurants. Das Tellergericht für 5 Euro lässt an frische und Menge keine Wünsche offen. Im Einzugsgebiet von Saulkrasti gibt es sogar einen Radweg, der immer parallel zur See verläuft und mich nur durch einen kleinen Waldstreifen vom Wasser trennt. Es gibt viele öffentliche Plätze, an denen man den Sonnenuntergang mit Freunden oder der Familie genießen kann. Hier ist alles auf Sonne, Strand und Wassersport ausgerichtet. Die Stimmung ist sehr entspannt. Gegen 22:00 Uhr versammelt sich alles auf einem speziellen Wald-und Wanderweg („Sunset Route“) entlang der Strandseite und man beobachtet beim Spaziergang den Sonnenuntergang.
Am nächsten Tag erreiche ich Riga. Mein Fahrrad Navi führt mich durch die Stadt, entlang der historischen Altstadt und auf die zentrale Hauptbrücke über die Daugava. Das buddhistische Zentrum liegt gegenüber der Altstadt auf der anderen Flussseite. Die Brücke ist vierspurig ausgebaut und besitzt sogar einen Radweg. Allerdings ist die Brücke von Polizeibeamten vollständig gesperrt. Ich frage einen Polizisten höflich, ob ich auf die Brücke fahren darf. Aber irgendwie hat er mich nicht richtig verstanden und nickt nur höflich. Ich fahre also los und bin in wenigen Momenten mitten im Radrennen von Riga. Ich bringe meine ganze Kraft auf die Pedale, trotzdem werde ich ständig von Rennrädern überholt. Ein Straßenposten ruft mir wild gestikulierend etwas zu, aber ich verstehe ihn nicht. Ich winke höflich, als ich auf der Großbildleinwand erscheine und komme für Sekunden ins lokale Fernsehen. Noch ein Mal an der Straßensperre vorbei und ich bin schon fast im Zentrum angekommen. Aber es ist niemand im Zentrum zu erreichen. Ich beschließe eine erste Kurzbesichtigung der Umgebung, um gegen Abend einen neuen Anlauf zu wagen. Mit Erfolg.
Das Zentrum liegt zentral in einem kleinen Wohnviertel und besitzt eine sehr schöne Gompa. Alles ist sehr gepflegt und die Aufnahme ist sehr freundlich. Wir meditieren viel zusammen und sehen uns Bilder von meiner Reise an. Es bleibt auch noch genügend Zeit sich die Innenstadt von Riga anzusehen. Es gibt viele interessante Gebäude im Jugendstil und ebenso ist die Geschichte von Riga sehr wechselhaft. Die zentralen Plätze laden, wie bereits in Tallinn, zum Essen, Trinken und Chillen ein. Die Parkanlagen sind farbenfroh und laden zum Verweilen auf den vielen Parkbänken ein. Die Restaurants sind jedoch nicht mehr so günstig und entsprechen fast schon den Preisen in Deutschland. Auch hier ist der Euro die offizielle Währung. Außerhalb der historischen Altstadt bietet Riga alles was ein Großstadt benötigt: Baumärkte, Autohändler und Shopping Center. Die Umgebung wechselt beim Verlassen von Riga in drei Stufen: erst die Altstadt, dann der Industriering und dann kommt viel Natur bzw. Ackerland. Das hat sich die nächsten 200 Kilometer auch nicht mehr geändert. So hatte ich eine große Auswahl an Schlafplätzen mitten in der Natur. In einer fast mückenfreien Umgebung. Eine echte Wohltat nach den Nächten in Finnland und Russland.
Dein Bericht macht mir Lust, die baltischen Staaten auch mal zu bereisen, die hatte ich bisher so gar nicht auf meiner Wunschliste.
Gratuliere zum unfallfrei überstandenen Radrennen – als Teilnehmer mit Handicap (Gepäck) und außer Konkurrenz! 😉
Weiterhin alles Gute und viel Freude,
und liebe Grüße aus Essen!