Ein letzter gemeinsamer Kaffee in Brünn und dann ging es in Richtung Österreich. Große Dinge werfen ihre Schatten voraus. Und so war es auch bei der Fahrt vom tschechischen Brünn ins österreichische Wien.  Mein Navi hatte mich schon über die vielen Höhenmeter informiert. Die kalkulierten 176 Kilometer durch Täler und Berge forderten viel Kraft. Aber am Ende belohnte mich die Donauinsel bei Wien mich mit einem schönen Sonnenuntergang.

Offensichtlich lieben die Österreicher Hinweisschilder jeder Art. Direkt nach der Grenze gibt es gut ausgeschilderte Rad- und Wanderwege. selbst in der Innenstadt gibt es ein Hinweisschild zum buddhistischen Zentrum Wien.

Von der Donauinsel ins buddhistische Zentrum waren es dann auch nur noch wenige Kilometer. Das Ambiente ist sehr geschmackvoll und gepflegt. Die Bewohner sind ausgesprochen freundlich und höflich. Ich übernachte stilvoll in einer kleinen Galerie über dem Sangha Empfangsbereich. Abends halte ich einen kleinen Vortrag über meine Reise.

Am nächsten Morgen starte ich meine erste Entdeckungsreise ohne Fahrrad und nehme die Metro bis zum Stephansplatz. Der Stephansdom wird schon früh von Touristen belagert. Pferdekutschen werden von den Touristen gerne für eine Stadtrundfahrt gebucht. Das Klappern der Pferdehufe ist in der Altstadt allgegenwärtig zu hören. Die Cafés sind Morgens schon gut besucht und auch ich starte mit einem ausgiebigen Frühstück in den Tag.

In den 50er-Jahren entstand in den Cafés von Wien das Klischeebild des melancholischen, meist schwarz gekleideten jungen Existentialisten, der zwischen Jazzkeller, Café und Universität verkehrte. Die Fortsetzung diese Geisteshaltung kann man noch heute erleben. Österreich ist nicht nur Wien, aber nirgends in diesem Land wird mehr Wert auf Stil, Freiheit, Verantwortung und Handeln als elementar menschliche Erfahrungen gelegt. Die Einkaufsstraßen in der Nähe des Stephanplatzes haben eine kaum zu überbietende Dichte von Luxus Boutiquen. Alles ist verfügbar: Sterne Küche, Spitzenweine, Kleidung und Schmuck von den teuersten Designern und Juwelieren.

Das Angebot an historischen Gebäuden, Museen und Sonderveranstaltungen ist so riesig, das ich einige Zeit benötige, den Überblick zu behalten. Ich habe mich dann für die Hofburg, den Stephansdom, das historische Rathaus, das Museum Albertina und das Museums Quartier MQ entschieden. Und natürlich für einen Besuch im Restaurant Figlmüller. Dort gab es die berühmten Wiener Schnitzel. Das Café Sacher habe ich zwar gesehen, aber auf einen Besuch verzichtet. Das war mir dann doch zuviel Touristen Klischee.

Der Tag meiner Abreise aus Wien, war der Tag der Komplikationen. Schon beim Bepacken des Fahrrades stellte ich einen geringen Reifendruck bei meinem Hinterrad fest. Optimistisch wie ich bin, habe ich erst ein Mal den Reifen wieder mit Luft aufgefüllt. Doch es half alles nichts: gerade an der Donau angekommen musste ich den Reifen wechseln.

Dann ging es rechts der Donau entlang in Richtung Bratislava. Im Stadtzentrum von Wien gab es noch schöne gepflasterte Radwege. Dann wurden die Wege immer schlechter. Meine Vorstellung, ähnlich wie am Rhein, die nächsten Kilometer direkt am Fluss entlangfahren zu können, erwiesen sich als falsch. Die Wege wurden immer sandiger und am Ende stand ich in der Sackgasse von einem Campingplatz. Also wieder zurück und einen neue Weg finden. Am Ende des Tages habe ich dann eine kleine Fähre gefunden und mich auf die linke Seite der Donau übersetzen lassen. Von da an wurde der Weg viel besser: Ich war auf dem Europaradweg R6. Dieser Weg führt vom schwarzen Meer bis zum Atlantik und ist einer der wenigen Radwege, die von Ost nach West führen.